Etappe 11 Bis Komarom

Prächtig!

Über Kuckstugl Maps suchte ich mir einen Bäcker, packte meine Sachen und checkte in feinstem entkoffeiniertem Deutsch aus.

Die Dame sprach dann auf Englisch etwas von auschecken und ich sagte wieder: Ja. Gab den Schlüssel ab und alles war paletti. Ja ist international anerkannt!

Der Weg zum Bäcker führte mich zum Busbahnhof, dort genehmigte ich mir einen erstaunlich guten Latte und ein süßes Brötchen mit so etwas wie frittierten Zwiebeln drin. Die Leute guckten mich komisch an, also guckte ich, mein Brötchen mampfend komisch zurück.

Es war schon ein witziger Morgen.


Die Funktion von Großstädten ist eigentlich sehr einfach. Die Infrastruktur ist wie die von Kleinstädten, nur das alles hier größer, lauter und voller ist.

Daher beeindruckt mich das Leben in einer Großstadt nicht im geringsten. Man muss nur lernen frech zu sein und auch mal rücksichtsvoll sein Recht einfordern. 


So schön kann ein Morgen sein.
So schön kann ein Morgen sein.

10Km weiter und man ist bereits fern ab der Massen. Der Radweg war wahrlich ein Traum und ich rockte an diesem Morgen regelrecht die Pedale!

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 23Km/h schaffte ich bis 13 Uhr 65Km.

Ich hatte richtig viel Spaß.

Ich war so gut drauf, dass ich dachte: Geil! Kaffeetrinken in Komarom.

Doch dann geschah es!

Zuerst sei angemerkt, ich blieb stets auf dem Euro Velo 6 Radweg!

Plötzlich hörte der Traum auf und ich fuhr auf schönstem Donaukies.

Ehrlich! Man konnte sehen, das dieser Kies, wunderbar, über jahrhunderte von Flusswasser gewaschen wurde. Es gab keine harten Kanten mehr an den Steinchen.

Zuerst fand ich es ja noch lustig, doch nach 2 Km, in denen ich maximal 10Km/h hinbekam, weil ich als weggerutschte und gegen den Kies antreten musste, bekam ich langsam das Würgen.

Ich fuhr bei einem. Dorf raus und merkte schnell, die Alternative war die Bundesstraße. Davor hatte ich zu viel Respekt und versuchte mein Glück mit persönlicher angepasster Navigation, basierend auf meinen Erfahrungen und Ortskenntnissen. Habt ihr den Fehler bemerkt?

Ich fand ein paar Linien und fuhr Ihnen nach.

Natürlich musste ich erst das Gewitter mit der Sintflut abwarten. 

Sintflut ist, wenn der Regen so viel ist, dass er von den Beinen in Strömen in die Schuhe fließt. Könnte ich mir jedenfalls so vorstellen.

Regen. Blitz. Donner. Regen.
Regen. Blitz. Donner. Regen.

Ich fuhr also auf gut Glück los und was soll ich sagen! Ich hatte kein Glück. 

Deine vermeintliche Weg führte mich an den Äckern über Ackerstraßen entlang. 

Es gibt den einfachen, oder den richtigen Weg. Dieser war keines von beiden.
Es gibt den einfachen, oder den richtigen Weg. Dieser war keines von beiden.

Ich fuhr durch Schlamm und Schlick. Sackte mit Voderrad und Hinterrad weg und durchlief Pfützen von 4m Länge und tief genug, dass mir die Suppe in die Schuhe lief.

Aber egal! Die waren eh schon nass.

Fröschi oder Kröti?
Fröschi oder Kröti?

Als ich dann an einem Grasweg kam freute ich mich plötzlich wieder, denn vor mir war ein Frosch entlang gehüpft.

Und noch einer!

Und noch einer!

Ich machte natürlich gleich halt und guckte mir Frösche an. Es gab kleine Grüne und große Braune. Den einen großen Frosch konnte ich sogar vorsichtig mit dem Finger berühren. 

Küssen lassen wollte sich aber keiner. Nicht schlimm, ich habe meinen eigenen Froschmann.

Irgendwann fand ich mich auf dem Damm wieder, auf dem Radweg, auf dem Kies und strampelte weiter.

Ich machte inklusive der Exkursion durch die Feldwege 10Km auf diesem bescheidenen Wegen herum, schimpfte und wechselte letztendlich auf die Bundesstraße. Große, brummende LKWs waren mir lieber, als bunte kleine Steinchen.


Zuerst: 

65Km in 3:30:00

Dann:

10Km in 2:00:00


Amüsant ist, dass die Bundesstraße gar nicht so schlimm war, denn an der Seite befand sich ein 1m breiter Rand für Nicht-Automobile.


Naja... Wer weiß wozu es gut war!

Und dann war es endlich soweit! Ich erreiche Komárno (SK) und fuhr über die Donau nach Komárom (HU).


Ungarn ich komme!
Ungarn ich komme!

Danach in der Pension eingecheckt, geduscht und ab in die Therme, die im Preis inbegriffen war.

Ich war trotz der Strapazen noch rechtzeitig. 


Von der Therme war ich allerdings nicht so begeistert. Man müsste viele Wege zurücklegen, um zu den verschiedenen Becken zu gelangen, also hielt ich mich nur in der großen Hallo auf, in der ein Warmbadebecken war und lockerte etwas meine Muskulatur.

Den anderen Besuchern sind scheinbar auch meine gepardengleichen Beine aufgefallen, so wie sie sie ansahen.

Sie sind nicht so schlank und grazil, aber dafür genauso fleckig, durch meine letzten Fahrradstürzte. :D


Ich machte mich nach 20 Minuten wieder davon und wenn es etwa gibt, dass ich abstoßend finde, dann sind es Haare. Also freiliegende, herrenlose Haare.

Nach meinem Thermalbadbesuch hatte ich das Bedürfnis in einer Desinfektionslösung zu baden.


Anschließend hatte ich noch ein super tolles Essen nebenan. Ein Cordon Bleau und dazu Petersilienkartoffeln und alkoholfreies Soproni. Das war so gut und sollte nur 8,90€ insgesamt kosten. 

Unglaublich!

Ich ließ ein gutes Trinkgeld zurück und der Koch kam sogar nochmal hinterher und sagte, er hätte mich vorhin auf dem Rad gesehen, wie ich die Adresse der Pension suchte. Dann kamen wir noch ein paar Minuten ins Gespräch und freute mich über sein Interesse an meiner Tour!


Noch ein Bild zum Schluss, als ich wieder glücklich war.
Noch ein Bild zum Schluss, als ich wieder glücklich war.